
Peteranderl: "Komplett darauf verzichten"Handwerkskammer zur "Blauen Plakette"
11. August 2016
Die Handwerkskammer für München und Oberbayern begrüßt Verlautbarungen aus dem Bundesumweltministerium, wonach die Einführung einer „Blauen Plakette“ vorerst zurückgestellt werden soll. „Angesichts des fraglichen Nutzens fordern wir einen kompletten Verzicht auf die Plakette“, so Franz Xaver Peteranderl, Vizepräsident der Handwerkskammer.
Die blaue Plakette würde laut ADAC rund 90 Prozent der Dieselfahrzeuge die Zufahrt in Gebiete mit erhöhter Stickoxid-Belastung – darunter auch die Landeshauptstadt München – verbieten. Peteranderl: „Davon wäre vor allem das Handwerk betroffen.“
Laut einer Sonderumfrage der Handwerkskammer spielen Dieselfahrzeuge für 79 Prozent der Handwerker eine zentrale Rolle im betrieblichen Alltag. Entweder fahren sie selbst damit oder ihre Kunden bzw. Lieferanten sind zwingend darauf angewiesen. Im Bauhaupt- und im Ausbaugewerbe erreicht diese Quote sogar 90 Prozent und mehr.
Dreiviertel aller Betriebe wären betroffen
Die Landeshauptstadt spielt bei der Leistungserbringung der oberbayerischen Handwerksbetriebe eine besondere Rolle – drei von vier Betrieben wären von einer blauen Plakette unmittelbar betroffen, weil sie in die Münchner Umweltzone Waren liefern und/oder Dienstleistungen erbringen bzw. von dort beziehen.
31 Prozent der oberbayerischen Handwerksbetriebe wären durch ein Diesel-Einfahrverbot in München in ihrer Existenz bedroht, in der Landeshauptstadt stünden sogar 50 Prozent der Handwerksbetriebe vor dem Aus.
„Die blaue Plakette wäre ein neuerliches Konjunkturprogramm für die Automobilindustrie, zulasten von Handwerk und Verbrauchern. Unsere Betriebe brauchen endlich praxistaugliche Fahrzeuge mit alternativen Antrieben, die die Kriterien eines Handwerkerfahrzeugs in der Gewichtsklasse zwischen 3,5 und 7,5 Tonnen erfüllen. Das gilt beispielsweise auch für Müllfahrzeuge und Busse im Nahverkehr“, nimmt der Kammervizepräsident die Autobauer in die Pflicht.
Für mittlere Handwerksbetriebe nicht finanzierbar
Gerade für mittlere Handwerksbetriebe mit fünf bis neun tätigen Personen würde eine Umstellung zum Problem. Laut der Handwerkskammer-Umfrage ist eine Modernisierung des Fuhrparks in dieser Größenklasse für 80 Prozent nicht finanzierbar.
Peteranderl: „Anstatt vor allem Dieselfahrzeuge auszusperren, braucht es ein Maßnahmenbündel aus verbesserter Ampelschaltung sowie Investitionen in den ÖPNV und die Elektromobilität, um eine Einhaltung der Grenzwerte zu erreichen."
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